Vom 13. bis zum 17. Dezember 2016 besuchte ich für drei Tage Gran Canaria mit sehr unbestimmten Gefühlen, die sich auch gleich bestätigten: Mein gewähltes Hotel in Maspalomas konnte ich nur über eine vierspurige Autobahn erreichen. Uniforme "Studios" säumten im Rund Swimmingpools mit kleiner Showbühne. Der angrenzende Park bot wenig grün, dafür aber allerlei neonlichtbeworbene Vergnügungen wie einen Aquapark für Kinder. Das Hotel ist von Straßen umgeben, die von seltsamer Archtitur gesäumt sind. Alles erinnert eher an ein recht großes Gefängnis oder eine Fabrikanlage, nur waren wir nicht eingesperrt. Restaurants und Sparmärkte liegen an Rondellen, Wälle oder Mauern fehlen ebenso wie Wachpersonal. Dass ich hier falsch war, wurde mir sogleich von meinen Studionachbarn beigebracht: Unter drolligen Caps und Partyhüten erhoben sich bei steigendem Alkoholgenuss unkontrolliertes Lachen und lautes Reden. Meine Bitte um Zimmerlautstärke wurde zunächst dem Hinweis abgetan, dass ich doch wohl eher nach Fuerteventura gehöre: Auf Gran Canaria sei Party angesagt. Als ich betroffen schwieg, stellte man mir einen freundschaftlichen Schnaps auf meinen Terrassentisch.
Voller dunkler Vorahnung suchte ich am nächsten Tag die große Düne von Maspalomas auf. Auch hier fand ich gleich Freundinnen: Mit einem herzigen "My friend!"-Handschlag begrüßten mich im Eingangsbereich mehrere (vermutete) Nigerianerinnen. Woher kannte ich diese kräftigen Damen? Ich hatte keine Idee, wand die grüßende Hand los und betrat das Areal. Bald schon zeigte ein Schild an, dass der Sektor der Freunde der Freikörperkultur demnächst erreicht sein würde. Mutig ging ich weiter auf dem berühmten Sandstrand der Insel des ewigen Frühlings. Immer weniger Textilien bedeckten die faltigen Körper: Der Herbst des Lebens zeigte seine geröteten oder tief gebräunten Falten in kindlicher Unschuld. Würde ich auch hier unter den vielen, die sich zur Schau stellten oder legten, Freunde treffen? Mitnichten!!! Mit gesenkten Blick verließ ich deshalb den Ort der viefältigen Darbietungen: Wohin sollte ich sorglos gucken? Die Höflichkeit gebietet, hier einen Punkt zu setzen und ein abschließendes Loblied auf Wände und Textiles zu singen, die das verbergen, was man gar nicht sehen, hören und wissen möchte.
Auf diese touristischen Tiefpunkte meines Gran Canaria-Besuches folgten Ausflüge in das Gebirge, in die Inselhauptstadt und an weniger anstrengende Strände. Dort kann Mensch sich durchaus aufhalten und die Natur genießen. Dort traf ich niemanden, der mich seinen Freund nannte, ohne mich zu kennen, der mir unbekannterweise Schnapsbecher hinstellte oder gar jemanden, der öffentlich seine Hüllen fallen ließ. Das macht Hoffnung! Video; Drei Tage auf Gran Canaria Mitte Dezember 2016 bei milden 23 Grad
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