Vor über 30 Jahren formulierte Hans Magnus Enzensberger seine düstere Europa-Prognose:
»Erst nach 1992 wird den Bürgern ein Licht aufgehen [...]. Spätestens dann werden die Leute begreifen, dass das Brüsseler Projekt, bei dem ihnen jede Mitsprache verweigert wird, ihre sozialen Rechte, ihre Umwelt und ihre Kultur bedroht. Es ist absehbar, daß dann der stillschweigende Vorbehalt in offenen Widerstand umschlägt.«
(Hans Magnus Enzensberger, Brüssel oder Europa – eins von beiden, in: ders., Der fliegende Robert. Gedichte, Szenen, Essays, Frankfurt a.M. 1989, S. 117-125, hier S. 124. Zum Hintergrund vgl. Paul Michael Lützeler, Schriftsteller und die Europäische Union. Reinhold Schneider, Hans Magnus Enzensberger, Adolf Muschg, Stuttgart 2007.)
In »Ach Europa!« trat Enzensberger als Verfechter eines multikulturellen Alteuropas auf und wandte sich mit aller Wucht gegen das »sanfte Monster Brüssel«
(Hans Magnus Enzensberger, Ach Europa! Wahrnehmungen aus sieben Ländern. Mit einem Epilog aus dem Jahre 2006, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1987; zahlreiche Übersetzungen und Neuauflagen)
Die folgenden Reportagen dokumentieren diese multikulturelle Vielfalt Alteuropas, Brüssel ist darin abwesend. Die aktuellen Krisen (Energie - Krieg - Klima) zeigen das Dilemma einer EU, die Einigkeit postuliert, jedoch Uneinigkeit lebt. Was als Uneinigkeit erscheint, ist jedoch die Vielfalt eines bunten Kontinents! Das reichste Land in Europa, Norwegen, ist aus diesen Gründen nicht Mitglied der EU! Norwegen schneidet im Vergleich mit anderen Ländern des Better Life Index nach vielen Messgrößen der Lebensqualität sehr gut ab. Norwegen liegt über dem Durchschnitt in den Bereichen Beschäftigung, Work-Life-Balance, Bildung, Gesundheit, Umwelt, soziale Bindungen, Zivilengagement, Sicherheit und Lebenszufriedenheit.
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