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HabitusIn der Soziologie wurde der Begriff “Habitus” von Norbert Elias und Pierre Bourdieu geprägt. Beide waren mit der Entwicklung des Habitus-Konzepts seit der Antike vertraut. Auf dieser Basis entwickelten sie ihre Habitus-Begriffe unabhängig voneinander: Bei Elias (1897 - 1990) ist Habitus seit seinem Grundlagenwerk "Über den Prozess der Zivilisation" von 1939 ein zentrales Begriffskonzept seiner Prozesssoziologie. Als ”sozialen Habitus” bezeichnet er Gewohnheiten im Denken, Fühlen und Handeln, die Mitgliedern einer Figuration gemeinsam sind (gleichbedeutend ”soziale Persönlichkeitsstruktur”: die den Mitgliedern einer Gruppe gemeinsamen psychischen Merkmale) und als “persönlichen Habitus“, die daraus sich mit-entwickelnde individuelle Persönlichkeitsstruktur. 1974 habe ich Norbert Elias am Lehrstuhl von Professor Korte kennengelernt. Genau wie andere prozesssoziologische Begriffe wird auch der Habitus-Begriff bei Elias nicht im klassischen Sinne abschließend definiert, sondern entwickelt und weiterentwickelt. Nach Bourdieu (1930 - 2002) bezeichnet “Habitus” das gesamte Auftreten einer Person, im Einzelnen also z. B. den Lebensstil, die Sprache, die Kleidung und den Geschmack. Am Habitus einer Person lässt sich ihr Rang oder Status in der Gesellschaft ablesen. Durchaus möglich ist allerdings auch, dass eine Person mit einem der sozialen Schicht angemessenen Habitus durch verschiedenste Einflüsse in eine tiefere oder höhere soziale Schicht absteigt bzw. aufsteigt. Der Habitus ändert sich (zumindest kurzfristig) nicht. HabitualisierungSowohl Elias als auch Bourdieu beschreiben im Konzept des Habitus die psychosoziale Entwicklung von Menschen als ein wechselseitiges Formen und Geformt-Werden, das keiner weiteren Theorien und Konzepte mehr bedarf. Die etwa beim Konzept der Sozialisation meist zugrundeliegende getrennte Vorstellung von Individuum und Gesellschaft sei irreführend. Elias beschreibt die Entwicklung des persönlichen Habitus als lebenslangen Prozess der persönlichen Psychogenese, als Teilprozesse im langfristigen Prozesszusammenhang der Psychogenese und Soziogenese einer Gesellschaft. Bourdieu beschreibt den Habitus als generatives Erzeugungsprinzip von Praxisformen und Verhaltensstrategien. Die Fotos sind zeigen persönlichen Habitus, der in den sozialen Habitus einer Kultur eingebettet ist. Deutlich wird an den Fotos der Zusammenhang von Kleidung und Haltung in unterschiedlichen Kulturen: |
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